Heute war Ulrich Fischers letzter Arbeitstag
Es ist ein besonderer Tag für Ulrich Fischer, denn heute (31.05.) ist sein letzter Arbeitstag als Leiter des Geraer Tierparks. Ab Dienstag befindet er sich offiziell im Ruhestand. Am Vormittag findet die Übergabe der Geschäfte an Amtsleiter Konrad Nickschick statt, nachmittags verabschieden sich dann alle Kolleginnen und Kollegen von ihrem langjährigen Chef. Und Mitarbeitende hat Ulrich Fischer viele kommen und gehen gesehen – immerhin leitete er den Geraer Tierpark über zwei Jahrzehnte.
Der gebürtige Rudolstädter und Diplomforstingenieur hatte indes keinen leichten Start. Als er im April 1999 die Stelle antrat, übernahm er ein Team, das bereits ein Jahr ohne direkten Vorgesetzten auskommen musste. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen erlebte Fischer zunächst als schwierig; sie sei geprägt gewesen von Machtkämpfen, mangelndem Engagement und Reibungsverlusten. Sich als Führungskraft zu etablieren, eine Vertrauenskultur zu schaffen und aus den damals rund dreißig Beschäftigten ein echtes Team zu formen, war für ihn rückblickend eine der größten Herausforderungen. Seine neue Stelle im Martinsgrund entwickelte sich für ihn also schrittweise zum schönsten Arbeitsplatz in der Geraer Stadtverwaltung, wie er sagt.
Dabei geht es in seinem Job nicht ausschließlich um die Tiere und ihr Wohlbefinden, sondern auch und vor allem um die Menschen. „Ein großer und sehr wichtiger Teil meiner täglichen Arbeit über all die Jahre war neben der Sachbearbeitung und Verwaltung die Beziehungspflege zu unseren Gästen, Spendern und Sponsoren, Paten bis hin zu Interessierten für ein Praktikum als Tierpfleger.“ Auf das Ergebnis aus dieser fortwährenden Beziehungsarbeit sei er besonders stolz, denn heute erlebe er eine bisher nicht dagewesene Beliebtheit des Tierparks nicht nur bei den Geraern, sondern weit über die Stadtgrenzen hinaus: „Rund sechzig Prozent unserer Besucherinnen und Besucher sind aus ganz Deutschland. Der Tierpark hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Tourismusziel entwickelt und ich wünsche mir, dass dieser Weg auch in Zukunft konsequent weitergegangen wird.“
Das Potenzial des Ostthüringer Waldzoos Gera liege Fischer zufolge nicht zuletzt in seinem Standort, direkt im romantischen Martinsgrund mit verschlungenen Geh- und Wanderwegen, ergänzt um einen Kletterpark und in unmittelbarer Nähe zu Deutschlands ältestem Dahliengarten sowie dem berühmten Haus Schulenburg des Architekten Henry van de Velde. Damit vereine der Standort auf einzigartige Weise Natur, Kultur und Bildung und biete für jeden Geschmack etwas, so Fischer. Dazu kommt die hervorragende Verkehrsanbindung. „Eine wichtige Aufgabe für die kommenden Jahre sehe ich im zielgerichteten Ausbau der Bildungsangebote, denn Zoos und Tierparks sind heute vor allem Botschafter für Natur und die Tierwelt, die Kinder und Jugendliche hier praktisch und ungefiltert erfahren. Auch erleben die Menschen hier hautnah, welche Bedeutung der Wald für das Klima hat, wenn sie an heißen Sommertagen Schatten und Kühle bei uns suchen.“
Als „segensreich“ bewertet Fischer in diesem Zusammenhang die Umstrukturierungen im Januar 2016. Seitdem gehört der Geraer Tierpark zum Umweltamt unter der Leitung von Konrad Nickschick. Mit dem neuen Amtsleiter erlebte Fischer Wertschätzung für die Leistungen seines Teams und die Anerkennung der identitätsstiftenden Bedeutung des Tierparks für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. „In der Zusammenarbeit mit dem Umweltamt haben wir sehr viel erreicht.“ So sei die Spendentabelle bereits im Mai 2021 so lang wie die des gesamten Vorjahres; und mit rund 157.000 Besucherinnen und Besuchern erlebte der Tierpark 2020 einen neuen Besucherrekord. Auch Konrad Nickschick schätzt das Erreichte in der Zusammenarbeit mit Ulrich Fischer: „Die Stadt Gera und ich ganz persönlich danken Herrn Fischer für seine Leistungen in all den Jahren. Das, was der Tierpark heute ist, ist im Wesentlichen auf ihn zurückzuführen. Dass sich hier neben den 18 Angestellten nochmal so viele Menschen täglich ehrenamtlich engagieren, spricht für Herrn Fischer und seine Fähigkeit, Menschen für unseren Tierpark zu begeistern.“ Demnach sei es ein wichtiges Ziel für den Nachfolger, diese positiven Entwicklungen der letzten Jahre weiter fortzuführen.
Den Monatsabschluss für Mai will Ulrich Fischer noch machen; es sei eben ein Abschied auf Raten. Doch den Tieren in seinem täglichen Leben sagt er heute endgültig Lebewohl, denn ein Haustier will er sich aus Liebe und Respekt in seiner privaten Wohnung nicht halten. „Der Ruhestand ist für mich wie eine Zuckertüte, von der ich noch nicht genau weiß, was drin ist. Aber ich freue mich sehr darauf“, so Fischer. Der Hobbybotaniker und Naturliebhaber will in jedem Falle viel Zeit mit der Familie verbringen. Dazu gehöre für ihn vor allem, das Tanzen gemeinsam mit seiner Frau fortzuführen. Gleichzeitig bereitet er sich gerade auf eine ganz neue und bedeutende Aufgabe vor: Er wird in diesem Jahr Opa.