Das 2015 erschienene und von der Gemeinde Bad Schlema herausgegebene Buch „Massenmord in Niederschlema“ von Dr. Oliver Titzmann ist mit seinen 1000 Exemplaren seit Jahren vergriffen.
Anlässlich des 80. Jahrestages des Verbrechens im April 2025 und aufgrund der ungebrochenen Nachfrage hat sich die Stadtverwaltung Aue-Bad Schlema zu einer Neuauflage entschlossen, die durch das Regionalbudget der LEADER-Region Westerzgebirge 2024 finanziell unterstützt wird. Die Neuauflage ist Teil des kreisübergreifenden LEADER-Kooperationsprojekt „DenkMal! Todesmarsch Mülsen-Eibenstock 1945“.
Das Buch wurde umfangreich überarbeitet. So konnten u.a. weitere Fotos und neue Zeitzeugenberichte, die erst nach 2015 dokumentiert werden konnten, beigefügt werden.
Die Rekonstruktion der Geschehnisse auf diesem Todesmarsch mit ihrem schrecklichen Höhepunkt in Niederschlema stellt nicht den alleinigen Inhalt dar. Vielmehr zeichnet das Buch auch die Gedenkkultur nach 1945 im Zusammenhang mit den über den Gräbern errichteten Denkmalen nach und verfolgt die Spuren der Verantwortlichen von damals. Das Buch soll dazu beitragen, das hier im April 1945 stattgefundene Verbrechen aufzuzeigen die unschuldigen Opfer vom April 1945 vor dem Vergessen zu bewahren.
Das Buch wird in einer Nachauflage von 1.000 Stück aufgelegt und kostet 17,95 €. Erwerben kann man es in der Gästeinformation, Stadtinformation und svoraussichtlich auch bei Bücher- Walther in Aue-Bad Schlema. Mit der Erscheinung rechnen wir Anfang November 2024.
Hintergrund zur Geschichte:
In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges gerieten auch die KZ-Außenlager im westlichen Sachsen in den unmittelbaren Frontbereich. Die hier zur Arbeit in der Kriegsrüstung gezwungenen Männer durften laut Himmlers Befehl nicht lebend in die Hände der Alliierten gelangen. So musste am 13. April auch das Flossenbürger Außenlager in Mülsen St. Micheln geräumt werden. Mit über 800 ausgemergelten und zum Teil gehunfähigen Gefangenen begab sich der SS-Lagerführer auf einen Marsch nach Süden. Für viele sollte es ein Marsch in den Tod sein. So werden diese „Evakuierungen“ in der Fachliteratur richtigerweise als „Todesmärsche“ bezeichnet.
Am frühen Nachmittag des 14. April erreichten die sich nur noch dahinschleppenden Häftlinge Niederschlema. Unter falschen Versprechungen selektierte die SS etwa 100 der Schwächsten. Sie blieben zurück; die anderen gingen über Schneeberg und Burkhardtsgrün hinunter ins Muldetal bei Wolfsgrün. Hier wurden sie in Waggons verladen und nach Leitmeritz in Böhmen verfrachtet. Mit etwa 350 verbliebenen Gefangenen erreichte der Lagerführer am 17. April sein Ziel - das KZ Theresienstadt. Die in Niederschlema verbliebenen Männer wurden in den Abendstunden des 14. April exekutiert. Diese Massenerschießung ist die größte Exekution von KZ-Häftlingen an einem einzelnen Ort aller Todesmärsche in Sachsen.